Lieber Herr Schulz,

„Bruder Mathias“, schrieb mir unser Projektleiter Jacob Baroi letzte Woche per E-Mail, „wir hier in Bangladesch kommen zurecht. Oft denken wir an unsere Unterstützer aus Deutschland und hoffen, dass es ihnen gut geht. Richte ihnen unseren herzlichsten Dank aus! Sag ihnen, dass wir sie brauchen - jetzt und auch nach der Krise!“

Jacob und seine Lehrerinnen waren in der letzten Zeit viel in den Armenvierteln unterwegs, um nach den 425 von Banglakids betreuten Kindern und deren Familien zu sehen. „Wir bringen ihnen Masken und Seifen mit, teilen Stifte, Hefte und Arbeitsblätter aus und hören uns ihre Sorgen und Nöte an. Sicherlich, die Corona-Pandemie hat den Alltag und das Leben aller Familien schwerer gemacht. Durch die permanenten Lockdowns haben viele ihre Arbeitsstellen verloren, haben nun noch weniger Geld fürs Essen übrig und können zum Teil die Miete nicht mehr bezahlen. Aber sie lassen sich nicht unterkriegen! Alle warten sehnsüchtig darauf, dass die Schulen endlich wieder geöffnet werden.“

Wegen steigender Corona-Neuinfektionen hat Bangladesch jedoch Ende Juni erneut einen strikten Lockdown mit ganztägiger Ausgangssperre verhängt. Nur in absoluten Notfällen darf die Wohnung verlassen werden. Lediglich Geschäfte, die lebensnotwendige Waren anbieten, haben die Erlaubnis zu öffnen. Zusätzlich dürfen nur medizinisches Personal und Polizeibeamte ihrer Arbeit nachgehen. Eine Ausnahme gibt es: Textilfabriken, die Verträge mit ausländischen Auftragsgebern abgeschlossen haben, dürfen unter Einhaltung von Hygienevorschriften produzieren.

An eine Öffnung der Schulen ist momentan nicht zu denken. „Vor Kurzem dachten wir: Jetzt ist es so weit. Jetzt geht es los!“, erinnert sich Jacob. „Wir haben die Räume geputzt und desinfiziert, aber das Virus hat uns wieder einen Strich durch die Rechnung gemacht.“ Wer Jacob kennt, weiß: Er gibt auch in der jetzigen schwierigen Situation nicht auf. Er setzt sich mit allen Kräften dafür ein, dass Najmul und all unsere Kinder baldmöglichst wieder in die Schule gehen können.

Denn Bildung ist der Grundstein für ein besseres Leben. Sie ist die Chance, die unsere Kinder haben. Gemeinsam mit Ihnen können wir ihnen diese Chance geben!

Von der Schulschließung in Bangladesch sind alle staatlichen und privaten Schulen betroffen. So dürfen auch unsere Banglakids-Schulen, die bis zum Grundschulabschluss nach der 5. Klasse führen, und alle staatlichen Schulen, die unsere Kinder anschließend besuchen, keinen regulären Unterricht anbieten. Und doch stehen die Mädchen und Jungen in Kontakt mit ihren Lehrerinnen und Lehrern und werden von Jacob und seinem Team begleitet.

Die 17-jährige Ruma war gerade in der 10. Klasse des Harun Mollah College in Dhaka, als sie im März 2020 von der Schließung ihrer Schule überrascht wurde. Unterstützt von ihren Lehrerinnen und Lehrern bereitete sich Ruma dennoch zu Hause auf die Prüfungen am Jahresende vor. Zusätzlich arbeitete sie als Verkäuferin in einem großen Geschäft und konnte durch diesen Verdienst ihre Familie unterstützen. Das Secondary School Certificate (SSC) nach der 10. Klasse bestand Ruma mit guten Noten und nun besucht sie, unterstützt von Banglakids, die 11. Klasse. Gerne denkt sie an ihre ersten Schuljahre in der Banglakids-Schule zurück. „Ich habe mich jeden Tag auf den Unterricht gefreut. Wir durften singen, malen und Theater spielen. Wir haben spielerisch und immer ohne Zwang gelernt.“

Auch Sakil, 20 Jahre alt, hätte ohne die finanzielle Hilfe von Banglakids nie eine Schule besuchen können. Seine Eltern wären nicht in der Lage gewesen, die damit verbundenen Kosten zu tragen. „Es war für mich ein großes Glück, dass ich eine Schule besuchen durfte. Dort mussten wir keine Schulgebühren zahlen. Auch später, als ich auf eine staatliche, weiterführende Schule ging, wurde ich unterstützt. Ich bekam eine Schuluniform, Stifte, Hefte, Schulbücher und Banglakids zahlte auch die Schulgebühren.“

Sakil schloss die Schule nach der 12. Klasse mit einem exzellenten Higher Secondary Certificate (HSC) ab und studiert nun Wirtschaft. Nebenbei betreibt er einen kleinen Online-Handel für Kleidung und kann so zum Familieneinkommen beitragen. Nach seinem Studium möchte er als Geschäftsmann Geld verdienen und das Banglakids-Projekt unterstützen.

Nur mit Ihrer Hilfe können wir Schulen betreiben, wo es sonst keine gäbe. Dadurch haben die Kinder die Chance, sich positiv zu entwickeln. Vielen Dank, dass Sie das möglich machen!

„Mama, Mama, schau, wer da ist!“ Für Najmul ist es immer ein ganz besonderer Tag, wenn Jacob oder seine Lehrerin an die Türe klopfen. Nach einer herzlichen Begrüßung läuft er aufgeregt in die Hütte, kramt in einer Kiste und überreicht dem Besucher dann voller Stolz eine Zeichnung als Geschenk.

Die Zeichnungen der Kinder zeigen, was sie sich am meisten wünschen: wieder in die Schule gehen oder Feste wie das Blumenfest feiern zu können. Bis das möglich ist, gibt unser Team in Bangladesch sein Bestes, die Mädchen und Jungen durch die momentane Situation zu begleiten.

Bitte unterstützen Sie unsere Kinder weiterhin auf ihrem Weg in eine positive Zukunft! Gerade jetzt in dieser schwierigen Zeit ist Ihre Spende wichtiger denn je!

Liebe Grüße,

Mathias Geisenfelder und Ihr Banglakids-Team