Liebe Frau Müller,

Sumi und Rajjak sind wie die meisten Eltern auf dieser Welt. Sie wollen, dass ihre Tochter Borsha gesund aufwächst und später ein anderes, ein besseres Leben führen kann. Sie wollen, dass sie zur Schule geht, vielleicht sogar einen Schulabschluss macht. Sie wollen, dass sie Zukunftsträume hat und ihren eigenen Kindern ein besseres Leben bieten kann.

Und obwohl uns unzählige Kilometer, unterschiedliche Sprachen und Kulturen trennen, verbindet uns mit Sumi und Rajjak das Bestreben, eine bessere Zukunft für die nächste Generation zu erschaffen. Indem wir es unseren Kindern in Bangladesch ermöglichen, eine Schule zu besuchen, können wir sicherstellen, dass diese Kinder die Chance erhalten, die sie verdienen.

Schulen in den ärmsten Slums der bengalischen Hauptstadt Dhaka zu betreiben, ist eine große Herausforderung. Aber jedes Kind, dem wir helfen können, ist ein großer Erfolg. Für jedes Kind, das lesen und schreiben lernt, ergeben sich ganz neue Möglichkeiten. Mit jeder Spende verändern Sie den Lebensweg eines Kindes in Bangladesch – Sie geben ihm ein Buch in die Hand, reichen ihm einen Stift oder lassen ihm ermutigende Worte zukommen.

Dank Ihrer Unterstützung besuchen Borsha und ihre Mitschülerinnen die staatliche Abbas Uddin Schule. Ende des Jahres schließen sie die 9. Klasse ab. Borsha ist nach wie vor eine eifrige und ehrgeizige Schülerin. Nach dem plötzlichen Tod ihres jüngeren Bruders war sie einige Wochen lang sehr in sich gekehrt und verschlossen. Nun aber nimmt sie wieder interessiert und aktiv am Unterricht teil.

Auch ihre Mutter legt sehr großen Wert darauf, dass sich Borsha auf die Schule konzentriert. Sie freut sich über Borshas gelegentliche Unterstützung im Haushalt, ist aber strikt dagegen, dass ihre Tochter nachmittags nach dem Unterricht arbeiten geht. Falls sie weiterhin gute Leistungen erbringt, wird sie nach der 10. Klasse ihren dritten Schulabschluss machen.

Dhaka ist eine der am schnellsten wachsenden Metropolen der Welt. Jedes Jahr zieht schätzungsweise eine halbe Million Menschen vorwiegend aus ländlichen Regionen hierher. Auf der Suche nach Arbeit landen die meisten dort, wo auch die Familien der von uns unterstützten Kinder wohnen: in Armenvierteln, die in tiefgelegenen Überschwemmungsgebieten entstanden sind und in denen die Lebensbedingungen extrem schlecht sind. Auch viele unserer angemieteten Schulen liegen in Flussauen oder direkt neben Seen.

Zusammen mit den Familien unserer Kinder versuchen wir, uns bestmöglich auf die alljährlichen Überschwemmungen in der Regenzeit von Juni bis Oktober vorzubereiten. Damit ihre Kinder auch während dieser Zeit die Schule besuchen können, heben Eltern Wege an und bauen Stege.

In diesem Jahr waren die Regenfälle sogar noch stärker und die Überschwemmungen schlimmer. Einige unserer Schulen wurden überflutet, bei einer Schule floss das Wasser sogar durch die Fenster in die Klassenzimmer. Dank der tatkräftigen Hilfe der Eltern unserer Kinder konnten wir auch in dieser Schule den Betrieb bereits nach wenigen Tagen wieder aufnehmen.

Doch die Überschwemmungen bringen auch bakterielle Erkrankungen mit sich. Viele Kinder benötigen dann Medikamente, die sich die Eltern trotz harter Arbeit nicht leisten können.

Deshalb haben wir mit Ihrer Hilfe eine grundlegende Gesundheitsversorgung aufgebaut. Wir leisten Erste Hilfe und stellen unter anderem Elektrolytlösungen bei Durchfall, Desinfektionsmittel, Pflaster und andere Medikamente bereit. Zusätzlich arbeiten wir mit zahlreichen Ärzten zusammen, die unsere Schulen wöchentlich besuchen und Untersuchungen durchführen. Bei schweren Erkrankungen bringen wir unsere Kinder ins Krankenhaus und übernehmen einen Teil der anfallenden Kosten.

Mit Ihrer Unterstützung können kranke Kinder schneller wieder gesund werden. Denn nur, wer gesund ist, kann zur Schule gehen und seine beste Leistung erbringen.

Seit zwei Jahren dürfen wir unsere Schüler mit Erlaubnis des bengalischen Bildungsministeriums über die 3. Klasse hinaus bis zu ihrem Grundschulabschluss nach der 5. Klasse unterrichten. Durch die längere Betreuung in unseren eigenen Schulen können wir sie nun bestmöglich auf diesen ersten Schulabschluss vorbereiten. In den Jahren zuvor mussten wir unsere Kinder bereits nach der 3. Klasse auf eine staatlich unterstütze Privatschule schicken, die jedoch nicht ausreichend auf die Bedürfnisse der Kinder angepasst war.

Im Moment legen gerade unsere ersten „eigenen“ Fünftklässler diesen wichtigen Grundschulabschluss ab. Mittags warten immer einige Eltern vor dem Schulgebäude und nehmen ihre Kinder nach geschriebener Prüfung stolz in die Arme. Sie sehen jeden Tag, wie Bildung das Leben ihrer Kinder verändert und tun alles, damit ihre Kinder die Schule besuchen können.

Auch wir sind fest davon überzeugt, dass jedes Kind zur Schule gehen und sein ganzes Potential ausschöpfen sollte. Ganz egal wo oder in welche Lebensverhältnisse dieses Kind geboren wurde.

Wir alle leisten einen Beitrag zur positiven Entwicklung unserer Kinder in Bangladesch. Vom Lehrer in Bangladesch, der sich täglich intensiv um seine Schüler kümmert, über die Grundschülerin, die nach Unterrichtsende noch fleißig für ihre nächste Prüfung lernt, bis hin zu Ihrer großzügigen Unterstützung, die dies überhaupt erst möglich macht.

Wir alle können etwas zur weiteren Entwicklung dieser Kinder beitragen. Zusammen können wir eine bessere Zukunft für diese Kinder schaffen. Lassen Sie uns damit gemeinsam weitermachen!

Liebe Grüße

Mathias Geisenfelder